21 Jahre mache ich nun schon die Buchhaltung für unser Familienunternehmen. Zuerst für die Tischlerei meines Vaters Fritz Glock, damals noch in Kraftsdorf, später für die GbR von Sven und mir, aus der später die oHG und dann die jetzige GmbH entstanden ist. In diesen Jahren hatten wir immer mal wieder Betriebsprüfungen. Sie gehören zum Alltag. Mal kommt das Finanzamt, dann wieder der Sozialversicherungsträger oder auch die Holz- Berufsgenossenschaft. Momentan sind wir gerade mal wieder „dran“. So ist das eben. Ich dachte, diese Prüfung hätte sich schnell erledigt, wie immer eben, aber dieses Mal ist es anders! Die Prüferin möchte zahlreiche! Belege sehen. Es ist das erste Mal, dass ich die Prüfung nicht in unserer Firme durchführen lasse, vielleicht liegt es daran? Ich wollte Zeit, so kurz nach dem Urlaub. Das habe ich nun davon! 😉

Nun suche ich also und suche… Das ist nicht dramatisch, es kostet eben Zeit. Viel Zeit! Unzählige Belege habe ich schon herausgesucht und weitere warten geduldig darauf nun endlich auch einmal ans Tageslicht befördert zu werden. Die meisten Unterlagen befinden sich im Archiv, nicht in meinen Büroschränken. Das Archiv liegt direkt neben unserer Küche. Wie praktisch! Als Ablenkung bereite gegen Mittag, zwischendurch, unser Mittagessen vor. Wie jeden Tag. Es gibt überbackene Zucchini. Ein Riesenprachtexemplar hat Antje aus ihrem Garten mitgebracht. Gab es gestern schon. Und währen das Essen vor sich hin köchelt laufe ich zum Archiv, Leiter hoch, Hefter rausziehen, Leiter runter, blättern, ausheften, zum Kopierer laufen, kopieren, zum Archiv zurücklaufen, einheften, mit dem Ordner die Leiter hoch, Ordner an seinen Platz stellen und so weiter. Im Archiv finde ich auch die Dinge, die Erinnerungen wachrufen. Unser Holz- Pinoccio zum Beispiel, den habe ich dort zwischen geparkt. Er stammt vom 80- Jährigen Firmenjubiläum. Das ist jetzt auch schon wieder acht Jahre her. Wie doch die Zeit vergeht! Beim Blättern in den Rechnungen finde ich von Hand geschriebene Notizen von meiner Mutter Monika, unserer Seniorchefin, die mich viele Jahre in der Buchhaltung unterstützt hatte. Wir saßen zu zweit an meinem großen Schreibtisch. Ich schaue, während ich etwas im Computer nachschauen muss, etwas bedrückt nach rechts, neben mich. Nun ist der Platz neben mir leer. Aber so ist das nun einmal im Leben. Ich lese einen Zettel, welcher an einer Rechnung hängt. „Geht zurück! Kommt Gutschrift!“ oder „Dienstag bitte anrufen, da ist der Chef aus dem Urlaub zurück.“ Es ist wie ein Zwiegespräch zwischen ihr und mir, wenn ich das lese. Jeder Hefter wurde von ihr mit Hand beschriftet. Und deswegen mache ich das auch heute noch so! Im digitalen Zeitalter. Mit einem roten Edding, was sonst. Und so bin ich in diesem kleinen Raum, mit den Regalen bis zur Decke, auf denen sich die Akten aneinanderreihen irgendwie auch im Archiv der Erinnerungen… Und während ich so blättere schwirren die Gedanken durch meinen Kopf. Mal muss ich schmunzeln und dann muss ich wieder aufpassen, das sich die eine oder andere Träne nicht in den Akten verliert und wische sie mit meinem Handrücken schnell weg. Weiter geht`s Und ich denke mir, davon weiß die Prüferin nichts. Muss sie ja auch nicht! Sie macht ja nur ihre Arbeit, so wie ich eben meine.

Und damit ich fertig werden mache ich jetzt fix mal weiter. Mit Raussuchen. 2013 und 2014 sind noch dran. Es ist 12.00 Uhr. Mittagspause. Das Essen ist fertig. Und es ist zu viel geworden! Deswegen wandert die Auflaufform zu unseren Mitarbeitern eine Etage tiefer. Die freuen sich, hier kommt nichts um an Essen. Mahlzeit! 🙂

 

 

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