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„Nächsten Donnerstag bekommen wir in der Firma Besuch, Herr… wollte uns zum essen einladen, was meinst du?“ so Sven letzte Woche zu mir. Und ich fand, da ich mittags sowieso für uns in der Firma koche, lade ich unseren Gast gleich mit dazu ein. Er wird sich sicherlich freuen und mir macht es Spaß, wenn ich jemanden überraschen kann. Auf meine Frage, was ich denn so kochen könnte meinte Sven „Ach, mach doch mal Saure Eier mit Wickelklößen, das hatten wir doch lange nicht und es ist etwas Besonderes. Aber es macht doch viel Arbeit. Oder?“ Ich wollte schon protestieren! Aber dieses Gericht bedeutet mir sehr viel, ich esse es wahnsinnig gern und es ist ein altes Familienrezept. Meine Oma Elli hat es manchmal gekocht, zu besonderen Anlässen. Und hat es meiner Mutter beigebracht. Ich habe es bis jetzt nur einmal zubereitet, letztes Jahr im Sommer. An einem Wochenende. Als Test, ob ich das kann. Wenn nicht, hätte ich meine Mutter noch fragen können. Nun eben nicht mehr. Meine Mutter hatte es hier in Hermsdorf manchmal für uns zubereitet, als etwas Besonderes, wenn Besuch kam. Ja, dieses Gericht ist etwas Besonderes für mich. Es schmeckt nach Kindheit. Das Rezept dazu steht in meinem abgegriffenen blauen Notizbuch mit losen Blättern, dort habe ich es vor ungefähr 35 Jahren hinein geschrieben, zusammen mit all den anderen Rezepten, welche im Kochbuch meiner Mutter standen. Ach ja, da steht auch „Partygetränk“. 1 Flasche Rotwein, eine Flasche Korn, eine Flasche Kirschlikör. Alles gut mischen und kalt stellen. Na dann Prost! Oder besser nicht! Ich glaube, das werde ich nicht probieren… 😉

Wie die Zeit vergeht. Also Saure Eier, nun gut, warum nicht? Zu blöd, das die Zeit heute etwas eng wurde. Ich hatte mit Antje noch etwas zu erledigen, mussten mal kurz weg, außer Haus. Eine Überraschung vorbereiten. Trotzdem, ich hatte es mir in den Kopf gesetzt und sollte es dennoch schief gehen, sich die Klöße im Topf auflösen, Mc Donalds ist schräg gegenüber. 😉 Ich könnte im letzten Moment dort etwas holen. Mit unserer Überraschung kamen wir zwar leider zu spät, aber das mit dem Essen hat immerhin geklappt. Zeitlich und überhaupt. „Wenn man weiß, wie es schmecken muss, ist es einfach.“ hat meine Mutter immer zu mir gesagt. Stimmt! Deswegen stehen in diesen Rezepten auch keine Mengenangaben drin. Und weiter „Das merkst du dann schon, ob noch Mehl dran muss oder nicht.“ Kann ich nur bestätigen. Als ich die Klöße in den großen Alutopf gleiten lasse muss ich schmunzeln. Schön ist er nicht mehr aber trennen möchte ich mich nicht von ihm. Warum? Gleich nach der Wende waren wir mit dem Wohnwagen meiner Eltern und unserem kleinen Sohn Fritz auf dem Weg an die Ostsee. Unserem Campingplatz, wo ich schon als Kind mit meinen Eltern Urlaub gemacht hatte. Unser damaliger alter Moskwitsch und der Wohnwagen waren total vollgepackt. Wir waren kaum losgefahren, machten an der erstbesten Raststätte Halt und schon sprach uns ein super netter Verkäufer an. So war das damals. Wir waren leichte Beute. Er hatte Töpfe im Angebot. Nicht, das ich keine gehabt hätte. Aber diese Töpfe funkelten! Und da wir damals noch nicht Nein sagen konnten, waren wir kurze Zeit später Besitzer eines völlig überteuerten Topfsets mit goldenen Henkeln, hurra! So sagte er es jedenfalls und es sah ja auch danach aus. Ein Riesenkarton, welchen wir mit Mühe und Not ins Auto wuchteten war nun unser Eigentum und nahm auf der Rücksitzbank, zwischen unserem kleinen Sohn Fritz, Klamotten und Schuhen Platz und füllte so die letzte Lücke zwischen uns auf unserer Fahrt in den Urlaub. Klasse! Goldene Henkel? Der Lack ist natürlich ab. Oftmals sind Dinge eben nicht so wie sie scheinen. Und es ist eben nicht alles Gold was glänzt.

 

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