Wenn ich mittags in meiner FritzGlock- Küche für unseren Sohn Fritz, meinen Sven und mich koche, dann gehen mir dabei oft Gedanken durch den Kopf. UmsatzWie auch heute. „Ich habe frische Petersilie und rote Johannisbeeren aus dem Garten mitgebracht.“ tönt Antje fröhlich, als sie heute früh die Treppe hoch kommt. Und da ich oft spontan entscheide, was ich koche, weiß ich bei diesen Worten sofort, was es heute werden wird. Möhrengemüse a la Mutti, mit ganz viel Petersilie, neuen Kartoffeln und Klopsen. Wenn ich an dieses Gericht denke, muss ich an unsere Campingurlaube an der Ostsee denken. Auf einem Zeltplatz, direkt am Meer oder vielmehr Bodden. Dort hatten wir jedes Jahr unseren Sommerurlaub verbracht. Drei Wochen. Ferienplätze gab es offiziell für Handwerkerfamilien nicht, waren sie doch ein Dorn im Auge der SED- Funktionäre. So kamen wir zum Campen. Die ersten Jahre mit einem Zelt und später mit unserem Wohnwagen. Einem Bastei. In unserem Vorzelt stand ein Gaskocher mit zwei Flammen. Darauf hatte meine Mutter jeden Tag ein leckeres Mittagessen gezaubert. Da gab es keine Beutelsuppe, nein, es gab etwas Ordentliches. Wie zum Beispiel eben Möhrengemüse mit Klopsen. Da sehe ich unsere Familie, als ob es es erst gestern gewesen wäre, an unserem kleinen Campingtisch genau vor unserem Vorzelt sitzen, beim Essen. Draußen und sich dabei die klare Ostseeluft um die Nase wehen lassen. Und hinterher wurde auf eben diesem Gaskocher Wasser heiß gemacht und in zwei bunten Plastikschüsseln aufgewaschen, sowie abgetrocknet. Wie die Zeit vergeht.

In unserer Familie wurde schon immer viel und gern gekocht. Und gefeiert. Meine Oma Elli hat es mit Leidenschaft getan, meine Mutter hat es geliebt und wie sollte es auch anders kommen, auch ich koche wahnsinnig gern. Mit frischen Zutaten. Nur hätte ich mir einmal nicht träumen lassen, das ich dies hier in Hermsdorf, zwischen meiner Arbeit tun werde. Umsatzplanungen und Buchhaltung zur Seite legen, Schürze um und los geht`s .

Im Moment schwirren mir so viele Gedanken im Kopf herum. Die Gefühle fahren Achterbahn. Meine Mutti Monika hatte im Juni 2016 die krasse Diagnose bekommen, das sie maximal noch acht Wochen zu leben hätte. Und so war es am Ende auch gekommen. Unfassbar für sie, für mich, unsere Familie und unsere Mitarbeiter. Ein Schock. Diese gemeinsame Zeit hatten wir intensiv genutzt. Die Erinnerungen an eben diese Zeit kommen, als ob es heute war, immer wieder hoch und es vergeht sowieso schon kein Tag, das ich nicht an sie denke. Und dann musste ich ihr irgendwann versprechen, das ich das mit dem Kochen übernehme. Und nun mache ich das. Gern!

Wenn die Mutter stirbt ist man irgendwie kein Kind mehr. Man rutscht auf eine andere Stufe. So Vieles würde ich ihr noch erzählen wollen, ich tue dies nun an einer anderen Stelle. Und wenn mich wieder einmal diese Traurigkeit überkommt, am Schreibtisch und sonstwo, müssen die Tränen raus. Was soll`s, so ist das Leben und wir sind doch auch alle nur Menschen. Ein lieber Mensch, mit dem ich über dieses Thema gesprochen hatte, schickte mir diesen Spruch, von Vaclav Havel, er birgt so viel Wahres. „HOFFNUNG ist nicht Optimismus. Es ist nicht die Überzeugung das etwas gut ausgeht, sonder die Gewissheit, dass etwas einen Sinn hat, ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht.“

„Wie in jedem Brett noch ein Baum steckt; haben unsere Fenster Wurzeln.“ Es ist toll, unsere Tradition fort zu führen, unseren Familienbetrieb mit lieben Menschen um uns herum, die uns zugetan sind, Mitarbeiter, Kunden, Geschäftpartner. Und zu wissen, das unsere Kinder zu uns stehen, Fritz (29), unser ältester Sohn ist bereits mit im Unternehmen, in 5. Generation und Max (21) macht seine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann in einem anderen Betrieb. Fritz bearbeitet als Tischlermeister voller Freude Projekte, sitzt mit seinem Vater in einem Büro. Geben und Nehmen. Und Mittags sitzt er gemeinsam mit uns an unserem Mittags- und Familientisch. Wenn er, Punkt Zwölf- das ist schon immer unsere feste Essenszeit- die Tür aufmacht und fragt, „Was gibt`s denn Leckeres zu essen?“,  dann muss ich innerlich schmunzeln, denn früher war ich es, die als Erste Punkt Zwölf die Küchentür aufmachte und meine Mutter voller Vorfreude die selbe Frage stellte.

Verlust und Trauer über einen geliebten Menschen tun unendlich weh. Aber die Liebe, die man bekommen hat und die vielen schönen, gemeinsamen Erinnerungen werden immer im Herzen bleiben. Ich habe mich durch das Erlebte verändert. Schätzen was ist! Noch mehr als sonst! Vieles ist keine Selbstverständlichkeit, schon gar nicht die Gesundheit. Es gibt so viele schöne kleine Dinge, auch im Alltag, also, genießen wir sie!

Ich wünsche Euch einen schönen Nachmittag! Herzlichst, Eure Katrin.

PS: Und wisst ihr was, morgen koche ich noch ein spezielles Gericht meiner Mutter, mit der restlichen Petersilie. Traditionen. Nichts Schnelles, etwas Besonders. 😉 Das habe ich Antje versprochen. Dazu brauche ich jedoch zu Hause noch etwas Vorbereitung.

 

 

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